Verfasst von: oxypelagius | 15. Februar 2022

Geschichte aus Zeiten der Aufklärung

Jugend forscht -Geschichten der Aufklärung -Wir verklären alle unsere Jugend. Ausnahmslos alle. Meine Teenagerzeit fiel in die Übergangszeit von alter katholischer Sündenprüderie zum ersten Sexualkundeunterricht von Käthe Strobel. Aufbruch durch die neuen jungen Lehrer ( und Lehren) und das Viertelwissen unsere Körper betreffend, machte die Pubertät ungemein aufregend und erregend, zwischen Neugier, Lust und „Sündenfürchten“. Hedwig und ich, beide 16, waren in einem Kolping Sommerlager im Regental. Wir sollten irgend einen Sketch aufschreiben für eine Theateraufführung am Lagerfeuer. Hedi hatte ein knallgelbes T-Shirt an und nichts drunter. (Mama erlaubte ihr noch keinen BH, wie ich später erfuhr.) Ein kurzer Jeansrock war damals der letzte Modeschrei, von den Eltern noch geradeso geduldet. Weiße Sommersocken in Sandalen ( Klapperle auf bayrisch). Ich trug auch ein Shirt mit „peace“ in Batik. Locker alberten wir abseits vom Lager auf einem Baumstapel. Hefte und Stift lagen unbenutzt im Sand. Unsere „Teamarbeit“ war sofort spannungsgeladen, mochten uns auf Anhieb. So recht produktiv war alles nicht, schweiften immer ab. Im Zuge unserer „Bühnenbildentwicklung“ ging es plötzlich um Filmküsse, warum Küsse „französisch“ hießen und warum „amerikanisch“. Sie habe mit ihrer Freundin mal französisch geküsst, also mit Zunge, was im prüden Amerika lange sogar verboten war. Aber die Freundin hat nach Knoblauch gestunken. Dabei schmatzte sie fröhlich „bäh“, ihre grünen Augen blitzten.. Als sie sich im Schneidersitz räkelte, ihre Hände hinterm Kopf verschränkte und dehnte sah ich auf einen schneeweißen Slip. Offenkundig starrte ich einen Tick zu lange darauf. “ He, wo glotzt denn Du da hin?“ spottete sie mit lustig gerümpfter Nase, ihre Sommersprossen tanzten, die grünen Augen blitzten. „Brauchst net rot werden..Scho ok,,“ Mir klopfte das Herz bis zum Hals.. “ Magst amal sowas sehen?“-“ Was?“ -„Frag ned so blöd, weißt schon…“ Ich brachte kein Wort raus, nickte. Sie lehnte sich zurück an einen anderen Stamm und schob ihren Slip beiseite. Aus lichten blonden Locken lugte rosa ihr Honigtöpfchen hervor. ( Den Begriff kannte ich zu der Zeit noch nicht). Ich weiss nicht wie lange ich glotzte. “ Wenn Du vorsichtig bist, darfst auch mal anfassen.“ Mit zittrigen Fingern streichelte ich drüber. So vorsichtig als könnte ich was zerbrechen..“ Tut gut. Mach ich selber auch. Nennt man Selbstbefriedigung oder Masturbation, soll sogar gesund sein.“ Ich streichelt immer fester.. “ Halt mal. Jetzt hab ich darf ich einen Wunsch, hoffe ihn erfüllt zu bekommen“ Sie ließ den Slipsaum wieder über ihr Pfläumchen gleiten. “ Ich will einen Kuss wie in den französischen Filmen, nicht wie bei den Amis mit geschlossenem Mund! Machen wir das?“.. Ich jubelte innerlich. Sie spitzte ihr Mündchen und kam näher und näher. Das sah sooo albern, süß aus. Musste lachen, nahm sie stürmisch in den Arm und wir küssten uns als hätten wir nie anderes gemacht. Meine Hand knetete ihren Busen, ihre krallte sich in meinen Haaren fest. Unsere Zungen tanzten unser Nasen schnaubten, selbst mit den Zähnen knallten wir einmal aufeinander. Was weniger schön war. Mal tanzten die Zungenspitzen, mal tauchte eine Zunge tief in den Mund des anderen. Atemlos minutenlang, bis wir einen trockenen Mund hatten.. Wir ließen keuchend voneinander ab und freuten uns einfach. Nahmen uns in die Arme und lachten. Sie bemerkte meine Erektion in der Hose, legte die Hand drauf. “ Ich weiß, daß bei Buben die Masturbation Onanie heißt und daß die das gerne machen. Machst Du das auch? “ Ertappt.. ich murmelte verlegen.. “ kann schon sein..“. o.ä. „ich möchte einmal zuschauen und auch Sperma sehen, ok? Dann darfst auch nochmal mein Biberchen streicheln, magst?“ ohne eine Antwort abzuwarten, half sie mir aus der Hose nachdem wir uns umgesehen haben, um sicher zu gehen, keine ungebetenen Zuschauer zu haben. Verlegen begann ich vorsichtig meine Vorhaut zurückzuschieben, wandte mich kurz ab um zu checken ob alles sauber.. “ Nein zu mir drehen!“ Alles klar ich begann heftiger und heftiger zu wichsen, aber … nix passierte. Ich bekam vor Aufregung keine Erektion. Es ging nicht. „Bin ich häßlich?“ fragte Hedi besorgt. „Nein..natürlich nicht.. Weiß auch nicht.“ Sie schob ihr T-Shirt über die Brüste und zwirbelte versonnen ihre Nippel. Es waren die perfektesten der Welt. Und wir Jungs hatte – zwar nur auf Pin-up – schon viele gesehen! Ich kurbelte wie ein Irrer.komm schon, komm schon, komm schon…. nichts.. Es ging nicht. „Darf ich mal?“ Sie nahm meinen Penis in die Hand und schob die Vorhaut hin und her und hin und her. Die Eichel glühte förmlich, aber von Erektion keine Spur. Es war unendlich peinlich. Wir schauten uns ungläubig an. Ich sprang auf, packte meinen Zipfel weg und lief in Richtung Zeltlager davon. Wollte sie aus Scham nie wieder sehen. Hedi war trotzdem auch den nächsten Tag immer lieb zu mir, fragte mich auch, wann wir uns wieder küssen wollen, und ob sie den anderen sagen darf, daß wir ein Paar sind? „Mach was Du willst!“ fauchte ich sie an.. Am Abend, die Sonne ging erst nach 22 unter, besorgte ich mir meine zwei maximal erlaubten Bier und verdrückte mich an eine abgeschiedene Stelle des Ufers am Badeweier. Durstig trank ich das erste fast in einem Zug leer. Das Wasser lag im Abendlicht wie eine Kupferscheibe in der Landschaft. Ich schob meine Badehose unter die Knie und begann wild zu onanieren, bekam eine wunderbare Erektion und spritzte mir bald wütend erregt und befriedigt auf die Schienbeine. “ Na siehste, geht doch!“ raunte eine Stimme hinter mir. Hedi hatte sich genähert und sich unbemerkt hinter mich gesetzt. „Morgen will ich das genauer sehen, wenn es hell ist.“ Sie nahm mich in den Arm und küsste mich ganz sanft amerikanisch..

Verfasst von: oxypelagius | 6. Dezember 2021

Carbon-Desparados

Die kleine Fliegerei mit ihrer Faszination in Pilot und Flugzeug erlebt einen dramatischen Wandel, völligen Verlust an Prestige. Das tut richtige „scheiße weh“, wie Junior sagen würde. Der Paradigmenwechsel ist folgerichtig, vernünftig und absolut unüberbrückbar. Piloten sind in der öffentlichen Wahrnehmung keine kühnen, gesunden Männer (wenig Frauen) mehr, welche Schwerkraft und Angst überwinden, starten, fliegen und cool landen, sondern egoistische, ökologische rücksichtslose alte reiche Männer. Technikinteressierte erkennen, daß die modernen Flugzeuge der „General Aviation“ vollgestopft sind mit atemberaubend teuerer Technik und nur noch bemannte Drohnen sind. Die Masse der billigeren Flugzeuge jedoch ist noch älter wie ihre grauhaarigen Piloten. Pilot und Flugzeug kümmern sich wortwörtlich einen Dreck um die da untern. Die öffentliche Wahrnehmung und der sonst fürchterliche „gesunde Menschenverstand“ verinnerlicht in Gänze. Wenige anachronistische Trutzburgen der alten GA verteidigen dieses Erbe (v)erbittert. Oskosh, Duxford, der Quaxverein bis runter zur kleinen Bienenfarm mit ihren Stearmen wären aufzuzählen. Stimmt schon, wollen wir die Luftfahrtgeschichte der Menschheit aufgeben und sie den Depots der Museen oder später den Archäologen überlassen, wie hoffentlich die ganzen alten Waffen der vergangenen Kriege? Wenn sich die Zivilgesellschaft dieser Erde, nicht nur vertreten durch den G20 Summit, die wissenschaftliche Erkenntnis, daß jegliches Verbrennen von fossilen Energieträgern zu vermeiden ist, zu eigen macht, dann ist das so. Der Erhalt des Klimas ist dem Erhalt des Friedens gleichzusetzen. Die giftigen völlig unnützen großvolumigen Verbrenner, ausschliesslich zum Vergnügen einiger Weniger verwendet, müssen vom Himmel. Müssen genauso verschwinden wie die alten Kanonen, Granaten und Maschinengewehre. Die Frage ist nur, will man den alten weißen Männern ihr Spielzeug vorzeitig wegnehmen bis Mensch und Maschine ohnehin den Gang allen Vergänglichen gehen? Die wollen doch nur spielen.

Das Schwinden im Betrieb.

Verfasst von: oxypelagius | 22. Oktober 2021

Dilemma, Grenzen der Meinung

Bertolt Brecht sagte mal ( sinngemäß): Die Freiheit von Kunst, Presse, Wort und Schrift hat nur die Einschränkung Kriegs- und Rassenhetze. Nun hat der Schreiber einem jüngeren Impfverweigerer seines Sportvereines den Vorwurf gemacht ein Asozialer zu sein. Worauf dieser ihn mit sprühenden Speichel anbrüllte, er – der Schreiber- sei ein Typ Nazi der die Juden zu Millionen ins Gas getrieben hat! Da wurde eine unverzeihliche Grenze überschritten! Der Schreiber stellt den Vorstand des Vereines vor ein Ultimatum er oder er. Die Zeugen schlagen nun die dialektische Türe ganz zu. Sie stellen den Vorwurf des Asozialen mit dem des Nazi in einer Linie. “ Du hast den aber auch ganz schön angegangen.“ Damit wird die Tür für eine Lösung völlig zugeschlagen. Die beiden Vorwürfe erfahren eine Gleichbewertung! Eine Entschuldigung ist somit ausgeschlossen. Mehr noch: “ Du meinst immer nur Du bist im Recht!“ impliziert, der „Gasvergleich“ ist eine Meinungsäusserung wie der vorangegangene Vorwurf auch. Sicher die Runde findet den Ausbruch auch unpassend. Jedoch auch nicht mehr. Es könnte nun einfach vorausgesetzt werden, der Ausgeflippte sei einfach ein Volltrottel und/oder eskapistischer Psychopath, welcher zu jedermann alles sagen darf, ausschliesslich als lärmverursachende Biomasse. Das geht auch nicht. Er hat einen Jagdschein ( nicht nur im Umgangsprachlichen für Unzurechnungsfähigkeit), besitzt und nutzt Schusswaffen. Die müssten ihm entzogen werden, was wiederum keine Denunziation wäre sondern die gute alte Zivilcourage. Was tun? DIE Leitlinie des Humanismus ist das Recht eines jeden Menschen auf Wertschätzung. Was soll ich an dem Menschen wertschätzen?

Verfasst von: oxypelagius | 21. Juni 2021

Guilty pleasure

„Gutes tun und leben zerreißt mich in zwei Teile!“ heißt es in einem Brechtstück. Liest man das Nachhaltigkeitsprogramm der etablierten Parteien, kann der Mensch gesetzteren Alters schon ins Grübeln kommen. Ja, wir sollen die Erde den Nachkommenden erhalten, der Klimawandel soll aufgehalten werden. Wir lernen dieser Tage alle das Energieerhaltungsgesetz im politischen Alltag angewandt. Eine halbe Milliarde Jahre, vielleicht mehr, wurden gigantische Mengen Kohlenstoff in der Erdkruste gebunden, der Mensch buddelt, saugt es einem Dutzend Jahrzehnten aus der Kruste und pustet in Form von CO in die Luft. Unsere Verbrennungsmotoren nützen besten Falles die gebundene potentielle Energie zu vierzig Prozent für Kinetisches, Bewegung und Arbeit. Der Rest ist Wärme für die Atmosphäre, was mittlerweile dem größten Ignoranten einleuchtet. Wir verheizen Möbel im Kamin des globalen Wohnraums.

Aber muss ich denn wirklich dauernd am Elend der Welt lecken? Mit Erreichen des Lebensabends will ich verdient in ein warmes Leberkäsbrötchen beißen und genießen. Ja, ja, Fleisch ist schädlich, in Avocado-Salat an einem Sommerabend eine Köstlichkeit. Dass der Anbau Unmengen von kostbarem Wasser in den Subtropen verschlingt, macht die Frucht nicht weniger lecker. Kinder rutscht mir doch den Buckel runter, die zwei Jahrzehnte vorm Krematorium versaut Ihr mir nicht! Meine persönliche Nachhaltigkeit erstreckt sich über zwanzig Jahre. Eingestanden, Kreuzfahrtschiffe an den Zentren untergegangener Kultur die konsumierende, vollgefressene Spießermeute, small people money spending, auskotzend, wird der Vernünftige nie betreten. Das gedankenfaule Pack schwadroniert zu Hause über Idyllen, welche sie in ihrer Anwesenheit zerstören. Geschenkt.

Es ist schon sinn(?)voll, den Lebensabend mehrachsig zu verbringen. Zwischen „Verbringen“ und „Verschwenden“ oszilliert eine nur scheinbar steuerbare Volatilität. Die Balance zwischen Lust und Leid wird fortgeschrittenen Alters herausfordernder, eine Nuss knacken kann den Zacken in der Krone kosten. Mein Schopenhauer beschreibt das sehr schön: Was unterscheidet das im Koben satt grunzende Schwein vom Philosophen? Das Schwein ist zufrieden, kennt nichts anderes, weiß nicht, daß sein wichtigster Verbündeter der Schlachter ist. Der zufriedene Philosoph kennt auch das Leid, genießt schöner“ (sinngemäß). In die heutige Zeit übersetzt: Der Couchpotatoe, mit einem Bildschirm breiter als sein Bücherregal, ergötzt sich, einen Diabetes anfressend, am Unterschichtenfernsehen bis zum Verglimmen seines Daseins in ein bis zwei Jahrzehnten. Ein gutes Glas Wein, gerne auch eines zu viel, und eine Zigarette reduziert die Lebenszeit, möglicherweise aber nicht die Lebensqualität. Hundert Liter Flugbenzin in pures Vergnügen verwandelt sind umweltpolitisch nicht korrekt – aber geil. Und da bist Du plötzlich der alte weiße Mann, ein schlechtes Gewissen allenfalls wegen der Zukunft seiner eigenen Kinder bekommend. Bin ich in letzter Konsequenz anders als die Söders, Merz, Lindner und Gauland dieser Welt, welche sich mit Macht gegen alles Soziale stemmen? Ist der unsägliche Trump nur auf der Skala weit weg von mir? Weg mit dem schlechten Gewissen! Ich will das Schwein im Koben sein, nach mir die Sintflut! Na gut, Weihnachtsgeschenke werden, durch gezielte Spenden gröbste Not lindernd, abgeschafft.

Verfasst von: oxypelagius | 17. März 2021

Wimpernschläge

Wir alle wissen um unser Ende. Was viele von uns nicht verinnerlicht haben, so richtig bewusst ist, WIE kurz unser Leben in Zeit und Raum ist. Die Milliarden Jahre vor uns und die Milliarden Jahre nach uns weisen uns in die Schranken. Jeder Einzelne von uns ist ein winzigstes biochemisches Aufblitzen in Zeit und Raum. Selbst unser erstaunlich langes Säugeralter von 80 Jahren sind das Leben einer Mücke, der Elefant der daraus gemacht wird ähnlich lang in der Unendlichkeit. Andererseits, was sollen wir uns darüber Gedanken machen? jJeder Gedanke über das unumstößliche Faktum erübrigt sich, trübt das Jetzt. Da sind die Gläubigen schon besser dran, in ihrem Glauben an das ewige Leben nach dem Tode, auch wenn sich kaum ein Theologe darüber auslässt, was denn die Seele in dieser Unendlichkeit so treiben wird. Es ist ja nie was zu Ende. Dem Unendlichen fehlt einfach einfach die Vollkommenheit. Weit spannender, zumindest für die etwas Betagteren unter uns, ist es jedoch zu ergründen was unser Leben so ausmacht, modern gerne als Narrativ bezeichnet. Was bringt uns auf den Weg? Wie der berühmte Flügelschlag des Amazonasfalters der in Kettenreaktion einen Hurrikan auslöst. Die Winzigkeiten im Leben des Verfassers dieses Textes waren bewundernde Blicke der geliebten Mutter in den Himmel den Kondensstreifen der Flugzeuge nachblickend. “ Das sind tolle Burschen! Die haben keine Angst“ Mama, ich will auch ein toller Bursche sein und nicht dauernd gehänselt, als Bangert, als Asthmatiker, als Grattlerkind, bayrisch für Unterschicht sein. Als Jahre später der Förderer und Chef über seine Flugangst lamentierte, wollte der Schreiber es wissen, und war gefangen! Die Wechselwirkung von kinetischer und potentieller Energie im Dreidimensionale sicher beherrscht durch uns Menschen ist schon geil. Faszinierend auch die völlig irrationale Angst vor Unfällen, mustergültig das Motorradrasen zum Flughafen mit anschliessend “ voller Hose“ auf der Stunde nach Mallorca. Ratio und Emotio, wie im echten Leben. Aber was ist schon ein Amateuressayist gegen einen Geistesgiganten wie Immanuel Kant! Sein Opus Magnus “ Über die Kritik der reinen Vernunft“ ist Weltkulturerbe! Die Legende, auch er selber, sagt dies sei den Schwalben Königsbergs zu verdanken. Bei einem Spaziergang an einem heißen Sommertag seit Wochen der Trockenheit entdeckt er, daß unter den Schwalbennestern des Markplatzes viele tote frisch geschlüpfte Jungtiere lagen. Es war ein trockener Sommer mit wenig Mücken. Die Schwalbeneltern reagierten logisch (?), geradezu evolutionsbiologisch vernünftig, warfen nicht zu ernährende Nachkommen kurzerhand aus dem Nest um wenigsten genug Nahrung zum Erhalt der Spezies zu haben. Als der Philosoph den Sinn dahinter erkannte war er – nach eigenem Bekunden – zutiefst erschüttert und erkannte was wir Menschen diesen Kreaturen voraus haben. So entstand “ Kritik der reinen Vernunft“ und in der Folge eine philosophische Weltenformel vom „kategorischen Imperativ“. In diesem Lichte wird und wurde die Diskussion „Millieu oder Gen“ noch Jahrhunderte geführt werden.

Verfasst von: oxypelagius | 19. Februar 2021

Schwester Reinelda

Was unser Gehirn leistet ist schlichtweg atemberaubend. Der 64jährige Schreiber hat mit Sicherheit o.a. Namen seit 60 Jahren nicht mehr gehört, gelesen, geschrieben oder gar ausgesprochen. Wäre er nur vor einem Tag gefragt worden, wie die Nonnen im Kindergarten geheißen hat, er wüsste es nicht mehr. Wüsste vielleicht sogar nicht mehr, ob da welche waren. Da erwacht er aus der Nacht im vierundsechzigsten Lebensjahr, einem Traum in dem Schwester Reinelda ihn lobt! Er habe seine Sache die letzten sechzig Jahre gut gemacht. Er darf nun mit den großen LKW spielen. Auch längst vergessen: In dem Sandkasten des katholischen Kindergartens gab es hölzerne Lastwagen. Drei Kleine, drei Mittlere und zwei Große. In der kleinkindlichen Hackordnung war nur den stärksten, ältesten der Racker das Spielen mit den beiden großen erlaubt. Das haben die Buben – zack – unter sich ausgemacht. Und Mädchen? Was ist das? Gibt´s nicht. Wohlgemerkt! Das war alles längst aus dem Bewusstsein gelöscht. Als Schwester Reinelda nun gütig lächelnd sagte, sie sei jetzt auch zufrieden, könne sich zur Ruhe begeben und wegdiffundierte, erwachte der Schreiber mit einem heftigen Durst, völlig verwirrt.

Verfasst von: oxypelagius | 5. Februar 2021

Antischlüpfrigkeit

Dass schon Sieben- bis Achtjährige regelmäßig Pornos schauen und ein entsetzliches Frauenbild vermittelt bekommen ist mittlerweile hinreichend bekannt. Die Penetration wird nur als gnadenloser Akt an Körper und Geist jederzeit und überall, wider- kaum wirklich freiwillig vollzogen. Finden Dialoge statt gehen diese so gut wie immer auf Kosten der Würde der Frau. “ Fuck you!“ hat das Götz-Zitat bei Jugend längst abgelöst. Der Akt als Zeugung eines neuen Lebens, die biologische Notwendigkeit unseres Überlebens, ist komplett ausgeblendet, ja sogar wortwörtlich kontraproduktiv, wird allenfalls als Fetisch genutzt. Der Kampf gegen die Verrohung und Kommerzialisierung der Erotik, des Gegenteiles von Erotik, des Pornos, ist auch im Zuge der me-too-Bewegung bei den Kulturschaffenden angelangt. Ideen einer neuen Bewegung, schlichtweg klug und einfühlsam, entzieht dem kommerziellen Voyeurismus einfach die Grundlage. Die Devise heißt: “ Seid schamlos!“ Naturalis nihil turpia est. Natürliches ist nicht verwerflich. Aber: Euer Körper gehört Euch, geht sorgsam mit ihm um. So veröffentlicht der ARTE eine gerade zu geniale Serie von jeweils vierminütigen Comic-Clips in denen mit den Porno-Stereotypen aufgeräumt wird. So wird z.B. Sperma nur in Pornos literweise ausgeschleudert, schmeckt seifig und nach Spargel und die orale Aufnahme kann selbstverständlich als eklig abgelehnt werden. Im Comic legt ein Mädchen einen geil Picklichen rein… kein Spoileralarm…Haare sind natürlicher Körperschmuck, seit Menschengedenken der Mode unterworfen. Menstruation eine wundervolle Einrichtung der Natur um immer „frisches Umfeld“ für eine Schwangerschaft zu schaffen. Masturbation ist gesunder Solosex und hat überhaupt nichts Krankes an sich. Es soll gut tun. Und wenn Ihr beide mit Schmerz spielen wollt, so tut Euch weh, aber verletzt Euch nicht. Die seriösen Medien beginnen nun spürbar den Kampf gegen den Krampf. Der erzkonservative BR macht eine Reportage gegen Intimschönheitsoperationen, zeigt sogar einen ganzen Bilderbogen von der Verschiedenheit der Vulven, nennt den Beitrag “ Viva la Vulva!“ . Im WDR wurde ein Masturbationsworkshop vorgestellt ,an dem sogar die junge Reporterin teilnimmt. Die Kamera blieb natürlich draussen, das Tun selbst wurde schemenhaft mit Zeichenanimationen angedeutet, danach strahlte die Journalistin befriedigt in die Kamera. Eine Interviewte, Mitte vierzig, weinte und berichtet vom ersten Orgasmus ihres Lebens. Man stelle sich das ein Vierteljahrhundert vorher in ARD und ZDF vor, da wären nicht nur Indentantenköpfe gerollt. Fragt sich nur noch warum alle Fernsehbeiträge spät nachts kommen, wenn alles so normal. Pornos sind rund um die Uhr abrufbar. Haben all diese Bestrebungen schon Auswirkungen auf unser Leben? Ja scheint so. Eine Freundin fragt ihre Frauenärztin, ob sie – die Freundin – ihren Partner mit zur Untersuchung bringen darf. Die Ärztin lacht: “ Ist das sein Fetisch? Meinetwegen, wenn Sie nichts dagegen haben.“ Die Patientin ist verdutzt, so würde sie es nicht sehen. Junge Mädchen sprechen bei der Party ganz offen: “ O Mist, kann mir mal jemand einen Tampon leihen?“ Keiner wird mehr rot. Wir fühlen, daß Jugendschutz nur mit Wissen und Aufklärung geleistet werden kann.

Verfasst von: oxypelagius | 4. Februar 2021

Maximen und Prinzipien

Heute muss Immanuel Kant zu Rate gezogen werden: Wer eine Maxime nicht dem kategorischen Imperativ unterwirft, kann sie sich gleich schenken. Soll sagen, wenn ich mir als Maxime auferlege jeden Morgen, Tag aus Tag ein, nur zwei Spiegeleier zu verspeisen, dann ist das allenfalls eine Marotte, welches keine Sau interessiert. Noch ein Altvorderer, Friedrich Schiller: „Gern diene ich den Freunden, doch mach ich´s nur mit Neigung.“ Was hat das nun mit einer Maxime zu tun? Wir wissen nicht, ob sich die beiden Zeitgenossen über den kategorischen Imperativ ausgetauscht haben, doch beide Genies sehen eine bloße Freundlichkeit mit Erwartung auf Gegenleistung nicht nachhaltig und wirklich echt. Meine Freunde, an einer Hand abzählbar, können sich meiner Freundschaft sicher sein. Aber nur solange sie auch zu mir freundlich sind? Ist Freundschaft immer auch mit Eigennutz verbunden? Ist das verwerflich? Eine uralte Diskussion, mindestens seit Platon, hat Arten und Grade der Liebe zum Thema. Was jedoch soll das gerade jetzt in unserem Alltag? Die ganzen Gefühlsgemengelagen unseres sozialen Miteinander kommen in der aktuellen Quarantänesituation zum Ausbruch: Was denkt der oder die von mir? Bin ich sympathisch, werde ich wertgeschätzt? Der Mensch ist ein soziales Wesen, verkümmert in Einsamkeit. Eros, Philia und Agape sind klassische Kategorien, auf welche hier nicht eingegangen werden soll. Der Leser wird googeln, sofern interessiert. Was hier zum Ausdruck kommt ist die Sorgen, wie es wohl weitergeht, wenn das Leben wieder ein Aug-in-Aug mit sichtbarem Lächeln und haptisch in großer Runde stattfindet? Wie werden wir uns ändern, haben wir uns verändert? Ist der Blogeintrag doch nur einer von Hunderten, ja Tausenden, des gleichen Themas seit einem Jahr? Ein Blogeintrag voller Fragezeichen.

Verfasst von: oxypelagius | 3. Februar 2021

Nützlichkeiten von Gedanken

Schreiben um des Schreibens Willen? Ja und nein. Es ist wie ein Maler der malen will, ein Bild auf ein Papier zaubern, ein Bild, welches im Kopf schon existiert. Aber wenn doch keiner das Bild sehen will, warum soll er es malen? Er hat es ja im Kopf, festhalten nur um das eigene Vergessen zu verhindern? Nö, oder? So ist es mit dem Schreiben. Der Text, die Idee, die Gedanken sind im Kopf, sie wollen raus, über die Tastatur nach aussen, für immer fest gehalten. Doch wozu? Das Bedürfnis sich mitzuteilen scheint ein Ausdruck von Einsamkeit. Wenn der einzige Adressat in Reichweite ein ignoranter Dummkopf scheint, umso schmerzlicher. Des sehr frühen Morgens, ein kurzes Erwachen und das Gehirn scheint aufzuleuchten vom Reset des verklungenen Traumes. DIE Idee, gleich morgen früh aufschreiben. Es ist lange her, daß der Gedanken der Frühstücksgattin eröffnet wurde, da sofort niedergebleckt mit beissendem Sarkasmus oder zuckrig gütigem Spott. Dabei kann die Idee durchaus auch schief, schlecht oder falsch sein. Um das zu erkennen wäre eine echte Kritik etwas Wundervolles, aber nein, ausschliesslich zum Niederblöken wird schon lange nichts mehr geäussert. Es bleibt also dieses Medium und somit eine mediale Einsamkeit. Der Schreiber ist beileibe damit nicht allein, zumal in der aktuellen Virenlage. Facebookeinträge sprechen Bände. Ein Bekannter jault, schreit, zetert, mit Worten und Emoji über die Situation, die Verantwortlichen und die Verantwortungslosen. Indes, mag er in einigen Punkten recht haben, wer jede Sekunde in sechzig Minuten über vierundzwanzig Stunden in dreihundertfünfundsechzig Tagen alarmiert, wird nur noch raus oszilliert. Womit wir – ich! – wieder beim Anfang dieses Textes bin. Ein Bild um die Fertigkeit des Malens zu erhalten. Dafür soll werde ich mehr und mehr gedrängt endlich an wordpress auch was zu zahlen. Ich habe keine Botschaft als die, daß alleine im Hier nichts mitgeteilt werden kann. Es ist wie das Halten einer Rede alleine auf einer Eisscholle treibend.

Verfasst von: oxypelagius | 25. Dezember 2018

Weihnachtenmachtenpachten

Loriots famose Weihnachtsfilmchen können wirklich nur durch die Realität getoppt werden. Dem Blogleser wird des Schreiber tiefe narrative Abneigung zum Weihnachtsfest in absolut jeder Hinsicht bekannt sein. Das Jahr 2018 war ungemein ereignisvolatil, Freude, Jubel, Scham, Zorn, Panik, Angst, Schmerz, Lust alles in einer Fülle, welche das Leben in Abwesenheit von Krankheit einfach lebenswert macht. Es war jede Sekunde in kleinen Schlucken genießbar, süß, sauer, bitter, in schöner Gleichmässigkeit. Schön, so kann es auch im letzten Viertel weitergehen. Solange die Schuhbänder noch selbst gebunden werden können, können es auch hundert Lebensjahre werden. Aber muss das Jahr so enden? Nö, oder? Der Schreiber will partout keinen Weihnachtsbaum. Für wen auch? Die dreiköpfige Familie feiert alleine im trauten Heim. Aber gut. Zwei Tage vor Heilig Abend ( schon das Wort „heilig“ treibt dem Verfasser Pickel auf die Nase.) stellt er sich auf die Waage, hat er doch knapp vier Wochen lang ab 18:00 keinen Bissen zu sich genommen und zum Mittagessen eher frugal gespeist. Kein Gramm abgenommen. 111 kg. Scheiße. Egal, irgendwann muss es ja stimmungssynchron abwärts gehen. Die einsame langsame Fahrt zwei Tage vorher zum Flugplatz mit Hörbuch aus dem Lautsprecher ist ein entspannende Belohnung. Frau Gattin soll die Erweiterung ihrer Fluglizenz vom Segelflug zum Motorflug geschenkt bekommen. Nicht ganz billig, bringt aber vermutlich eine Menge Freude und Spaß. Der Vertrag ist ausgehandelt, die Bedingungen werden mit der Behörde erörtert. Alles ist gut. Endlich Montag der 24te. Ohne Hast wird der vorher verreiste Junior am Flughafen aufgepickt. Die Gemahlin strahlt wie jedem Weihnacht zu Hause von ihrem geschmückte Weihnachtsbaum, voller Triumph, hat doch der Gemahl noch am Vormittag rumgemeckert, das Ding kann mit dem dicken Stamm in dem kleinen Ständer nicht stabil stehen. Achwas! Kaffee,Plätzchen, Punsch. Heile Welt. Dann die Bescherung, traditionell gegen 18:00. Erst der Sohn beschenkt durch die Eltern. Bettwäsche, eine Solararmbanduhr. Der Vater schreibt einen Vater-Sohn-Brief. “ Lies mal vor Deine Schrift kann doch keiner lesen!“ Der Vater liest vor, kommt sich plötzlich albern vor. Dann bekommt der Vater seine Geschenke: Der Sohn überreicht mächtig stolz den großen Bildschirm “ Alexa Show“. ( Scheiße, noch wenige Tage vorher hat er mit der Gattin beschlossen, daß sie ein high tech Spion nie unter ihr Dach käme.) Mutter überreicht dem Papa einen neuen Bademantel. “ Der alte geht über dem Bauch nicht mehr zu und ist altmodisch.“ Danach noch der letzte Roman von Volker Kutscher “ Marlow“. Noch vor wenigen Wochen haben sie bei morgentlicher Zeitungslektüre darüber gesprochen, daß dieser Werk von der Kritik gnadenlos verrissen wurde. Die Mutter bekommt vom erfolgreichen Sohn stolz eine irre teuere handgefertigte Porzellanvase eines namhaften Designers der KPM. Das Ding ist atemberaubend häßlich. Zum düsteren Ende bekommt Mutter den Gutschein für die Erweiterung der Fluglizenz. “ Ihr drängt mich schon wieder in was hinein, für was ich mich noch nicht entschieden habe. Ich will das nicht.“ Noch im Sommer grinste sie “ bald kann ich auch das Familienflugzeug fliegen..“ Luxussorgen. Trotzdem, alle lieben sich aufrichtig. Das ist schon echt. Ein Vater & Sohn-Weihnachtstütchen auf der Terasse geraucht hellt alles noch mehr auf. Das Amazon-Ding wird ausgiebig getestet. Interessant. Zum Glück versteht der Kasten die meisten Befehle nicht. Zum Kichern. “ Alexa, was ist ein blow job?“-“ Die Jobagenturen in Berlin haben bis 03.01.2019 geschlossen.“ Musik funktionert gut. Pentatonix a capella mit “ Halleluja“ bringt alles ergriffen zum Schweigen. Der Weihnachtspunsch wird aufgetan. Plätzchen, Datteln, Schokolade. Man zieht sich gemeinsam die vermeintlich neue zweite Staffel von Babylon Berlin rein. Die Eltern behaupten, das sei schon im Fernsehen gewesen, der Sohn verneint, das sei erst im Pay-TV veröffentlicht. Nach dem dritten Teil einigt man sich zu ordinärem Fernsehen, zwischen den Werbeblöcken von “ Kevin allein zu Hause“ nach Bud Spencer und Terence Hill hin und her zu zappen. Der Schreiber ist plötzlich nur noch müde, geht schlafen. Zwei Stunden später Aufregung, helle Aufregung. Was ist passiert? “ Komm schnell!“ Es ist Mitternacht. Juniors linkes Auge ist völlig zugeschwollen, sieht aus wie der Rücken eines Sparschweines. Was ist? Nussallergie? Kontaktlinseninfektion? Sieht ja schrecklich aus. Eisbeutel, schnell Eisbeutel. Nach zwei Stunden Ratlosigkeit versuchen alle schlafen zu gehen. Der Schreiber fällt in einen tiefen Schlaf mit merkwürdigen aber schönen Träumen. Der Schlaf wird um 07:01 jäh durch eine SMS unterbrochen: Die Telekom hat nun Ihr Magentafernsehen eingerichtet. AAArghh, vergessen das Dreckshandy auszuschalten. Wieder einschlafen. Um 10:30 schlaftrunken erwacht, kuckt der Schreiber nach seinem Sohn. Er döst im Bett, das Auge noch immer zugeschwollen, aber schmerzfrei. Frau Gemahlin ist seit neun Uhr auf den Beinen um die “ Janz, eine jute Jabe Jottet“ zuzubereiten.  Der Schreiber schenkt sich eine Tasse Kaffee ein, setzt sich in seinen Lehnstuhl, atmet tief durch und nimmt einen belebenden Schluck. Da fällt der Christbaum um. Peng. Ein Viertel aller Kugeln zerspringen oder rollen im Wohnraum. Weinachten 2018.

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